Was bedeutet eine Höhergruppierung im TV-L? Garantiebetrag & Beispiel zum Stufenrückfall auf 10 Jahre betrachtet
Eine Höhergruppierung heißt, dass du aus deiner bisherigen Entgeltgruppe in eine höhere Gruppe aufsteigst. Das passiert zum Beispiel, wenn dir dauerhaft anspruchsvollere Aufgaben übertragen werden oder sich die Bewertung deiner Tätigkeit ändert. Wichtig ist: Mit dem Wechsel in die neue Entgeltgruppe verändert sich nicht nur dein Tabellenentgelt, sondern auch deine Stufenlaufzeit.
1. Welche Stufe hast du nach einer Höhergruppierung?
Eine weit verbreitete Annahme ist, dass man beim Aufstieg „stufengleich“ aufsteigt, wie im TVÖD. Im TV-L ist das anders geregelt. Du erhältst nicht automatisch die Stufe, die du in deiner bisherigen Entgeltgruppe erreicht hattest. Wenn du in eine höhere Entgeltgruppe kommst, bist du der Stufe zugeordnet, deren Entgelt mindestens deinem bisherigen Entgelt entspricht (§ 17 Absatz 4 TV L)
Es gilt:
Die Stufe 2 ist das absolute Mindestniveau. Unabhängig davon aus welcher Gruppe du kommst.
Zuordnung immer nach dem nächsthöheren Tabellenentgelt
Merke:
Für alle Stufen 2 bis 6 der neuen Entgeltgruppe wird die Differenz zum bisherigen Tabellenentgelt berechnet. Zugeordnet wird die Stufe, bei der diese Differenz am kleinsten ist, jedoch niemals negativ.
Das bedeutet: Du fällst tariflich gesehen häufig auf eine frühere Stufe zurück. Erst dort beginnt deine neue Erfahrungszeit. Prüfe daher vorab, ob der Zeitpunkt der Höhergruppierung dir keinen langfristigen Nachteil verschafft.
Tipp: Die Höhergruppierung von Entgeltgruppe 11 Stufe 5 zu Entgeltgruppe 12 erfolgt stufengleich in Stufe 5 bei der Tabelle TV-L 2025 ohne einen Stufenrückfall.
2. Welcher Garantiebetrag steht dir zu?
Damit niemand durch den Stufenwechsel finanziell verliert, gibt es sogenannte Garantiebeträge. Liegt der Unterschiedsbetrag zwischen alter und neuer Gruppe unter dem Garantiebetrag (§ 17 Absatz 4 Satz 2 TV L), erhältst du vorübergehend einen monatlichen Zuschlag.
Die Höhe ist abhängig von der Entgeltgruppe:
Entgeltgruppe | Garantiebetrag |
|---|---|
E 1 bis E 8 | 100 € brutto monatlich |
E 9 bis E 15 | 180 € brutto monatlich |
Diese Beträge gelten seit 1. Januar 2019 und wurden seitdem nicht mehr angepasst.
Seit 2019 gibt es jedoch eine wichtige Einschränkung:
Wichtig: Der Garantiebetrag darf nicht höher sein als der Unterschiedsbetrag, der sich ergeben würde, wenn du stufengleich hochgestuft würdest. Das begrenzt den Zuschlag.
3. Wie lange gilt der Garantiebetrag?
Der Garantiebetrag ist nur eine Übergangsabsicherung. Er entfällt automatisch, sobald ein späterer Stufenaufstieg oder eine tarifliche Entgelterhöhung dazu führt, dass der reguläre Entgeltunterschied höher wird als der Garantiebetrag.
Du bekommst ihn also so lange, bis dein regulärer Tabellenzuwachs den Garantiebetrag einholt.
Seit Einführung des TV-L gab es mehrere Tarifrunden, in denen die Garantiebeträge mit den allgemeinen Entgelterhöhungen mitgewachsen sind. Zu Beginn lagen sie noch bei 25 € (E 1 bis E 8) bzw. 50 € (E 9 bis E 15). Erst im Tarifabschluss 2019–2021 wurden sie sprunghaft auf 100 € bzw. 180 € angehoben. Das war die bisher letzte Anpassung.
4. Wie wirkt sich die Höhergruppierung auf deine Stufenlaufzeit aus?
Die neue Stufenlaufzeit beginnt am Tag der Höhergruppierung (§ 17 Absatz 4 Satz 4 TV L)
Das heißt:
Die bisherige Zeit in deiner alten Stufe wird nicht übertragen.
Der Laufzeitbeginn ist der Tag der Höhergruppierung.
Erst ab diesem Datum beginnt der Weg zur nächsten Stufe in der neuen Gruppe.
Das kann, je nach Ausgangslage, Vorteile oder Nachteile haben. Deshalb lohnt es sich, vor einem Antrag zu prüfen, ob der Zeitpunkt strategisch sinnvoll ist.
5. Welche Risiken oder Besonderheiten solltest du kennen?
Eine Höhergruppierung klingt zunächst nach einem klaren Gehaltsplus. Grundsätzlich ist das auch so. Tatsächlich kann der Effekt aber sehr unterschiedlich ausfallen:
Der Stufenrückfall kann dazu führen, dass der Gehaltsabstand kleiner ist als gedacht.
Der Garantiebetrag kann begrenzt sein (neue Regel ab 2019).
Bei befristeten Verträgen droht bei Vertragswechsel eine komplett neue Stufenfestsetzung. Das kann mehrere Hundert Euro Verlust bedeuten.
Zulagen oder Besitzstände können sich verändern.
6. Beispielrechnung: Was kann ein Stufenrückfall bei einer Höhergruppierung für dich bedeuten?
Ein Stufenrückfall bei einer Höhergruppierung kann dich langfristig viel Geld kosten. Das Abwarten der nächsten Stufe kann für dich von großem Vorteil sein. Im folgendem Beispiel erklären wir dir, wie genau sich diese Entscheidung im Hinblick auf 10 Jahre auf deine weitere Laufbahn und deinen Geldbeutel auswirken kann.
Beispiel: Du bist im Jahr 2025 in Entgeltgruppe 13 Stufe 3 TV-L und würdest in zwei Monaten die Entgeltgruppe 13 Stufe 4 automatisch erreichen.
Nun hast du die Möglichkeit bekommen direkt ab dem nächsten Monat höhergruppiert zu werden.
Von EG 13 Stufe 3 zu EG 14 Stufe 2 inkl. Garantiebetrag
Nun fragst du dich, ob du die Höhergruppierung direkt annimmst ?
Oder ob du erst den Stufenaufstieg nach EG 13 Stufe 4 abwarten sollst? Denn dann würdest du stufengleich direkt in Stufe EG 14 Stufe 4 höhergruppiert zu werden.
6a. Variante 1: TV- L Direkte Höhergruppierung
Jahr | Entgeltgruppe | Jahresbruttogehalt inkl. JSZ1 | Monatsbrutto2 |
2025 | EG 14 Stufe 2 | 66.553,97 € | 5.400,71 € |
2026 | EG 14 Stufe 2 | 66.553,97 € | 5.400,71 € |
2027 | EG 14 Stufe 3 | 69.796,33 € | 5.662,85 € |
2028 | EG 14 Stufe 3 | 69.796,33 € | 5.662,85 € |
2029 | EG 14 Stufe 3 | 69.796,33 € | 5.662,85 € |
2030 | EG 14 Stufe 4 | 75.335,19 € | 6.112,24 € |
2031 | EG 14 Stufe 4 | 75.335,19 € | 6.112,24 € |
2032 | EG 14 Stufe 4 | 75.335,19 € | 6.112,24 € |
2033 | EG 14 Stufe 4 | 75.335,19 € | 6.112,24 € |
2034 | EG 14 Stufe 5 | 83.822,02 € | 6.800,81 € |
Ergebnisse auf 10 Jahren betrachtet | Gesamtsumme | mtl. Durchschnitt | |
727.659,71€ | 6.063,83€ | ||
1 JSZ steht für Jahressonderzahlung. 2Die Tabelle beinhaltet in den Jahren 2025 und 2026 einen Unterschiedsbetrag in Höhe von monatlich 35,05 Euro wegen dem Stufenrückfall. Dieser entfällt mit der nächsten Stufe ab 2027.
6b. Variante 2: TV-L Den Stufenaufstieg abwarten
Jahre | Entgeltgruppe | Jahresbruttogehalt inkl. JSZ1 | Monatsbrutto |
2025 | EG 13 Stufe 4 | 71.218,06 € | 6.112,24 € |
2026 | EG 14 Stufe 4 | 75.335,19 € | 6.112,24 € |
2027 | EG 14 Stufe 4 | 75.335,19 € | 6.112,24 € |
2028 | EG 14 Stufe 4 | 75.335,19 € | 6.112,24 € |
2029 | EG 14 Stufe 5 | 83.822,02 € | 6.800,81 € |
2030 | EG 14 Stufe 5 | 83.822,02 € | 6.800,81 € |
2031 | EG 14 Stufe 5 | 83.822,02 € | 6.800,81 € |
2032 | EG 14 Stufe 5 | 83.822,02 € | 6.800,81 € |
2033 | EG 14 Stufe 5 | 83.822,02 € | 6.800,81 € |
2034 | EG 14 Stufe 6 | 86.258,86 € | 6.998,52 € |
Ergebnisse auf 10 Jahren betrachtet | Gesamtsumme | mtl. Durchschnitt | |
802.592,59€ | 6.688,27€ | ||
1 JSZ steht für Jahressonderzahlung.
6c. Unterschied der beiden Varianten auf 10 Jahre betrachtet
Jahresbrutto inkl. JSZ | Durschnittliches Monatsbrutto | |
|---|---|---|
Variante 1 - direkt | 727.659,71 € | 6.063,83 € |
Variante 2 - abwarten | 802.592,59 € | 6.688,27 € |
Unterschied | - 74.932,88 € | - 624,44 € |
Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass in unserem Beispiel bei einer ungünstigen Höhergruppierung mit Stufenrückfall von EG 13 Stufe 3 zu EG 14 Stufe 2 auf 10 Jahre betrachtet ein Verlust beim Jahresbruttogehalt in Höhe von ca. 75.000 Euro entstehen kann. Bei Monatswerten sind das fiktive 624 Euro monatlich weniger.
Die Werte in diesem Vergleich sind aus der Entgelttabelle TV-L 2025 auf mit den passenden Stufenlaufzeiten der Entgeltgruppen gewählt worden. Die tatsächlichen Unterschiede können von je nach Situation unterschiedlich stark variieren.
7. Welche Zeiten zählen vollständig für die Stufenlaufzeit?
Folgende Zeiten unterbrechen deine Stufenlaufzeit nicht laut (§ 17 Absatz 3 TV L)
Dazu gehören etwa:
Mutterschutzfristen
Arbeitsunfähigkeit bis zu 39 Wochen
Bezahlter Urlaub
Genehmigter Sonderurlaub im betrieblichen Interesse
Unterbrechungen von weniger als einem Monat pro Kalenderjahr
Vorübergehende Übertragung einer höherwertigen Tätigkeit
Diese Zeiten laufen für deine Stufenlaufzeit weiter, als wärst du normal im Dienst.
Welche Unterbrechungen sind unschädlich, werden aber nicht angerechnet?
Auch Zeiten bis zu drei Jahren können unschädlich sein. Dazu zählen:
Elternzeit
Unterbrechungen von mehr als einem Monat, die nicht unter die oben genannten Kategorien fallen
Unterbrechungen bei Beschäftigten, die saisonal jedes Jahr erneut eingestellt werden
Diese Zeiten schaden dir nicht, verlängern aber die Stufenlaufzeit.
Was passiert, wenn du länger als drei Jahre unterbrichst?
Dann beginnt der Stufenweg fast neu. Du wirst einer Stufe zugeordnet, die eine Stufe unter deiner vorherigen liegt. Aber du startest nicht tiefer als jemand, der ganz neu eingestellt wird. Die Stufenlaufzeit startet mit dem ersten Tag der Rückkehr. (§ 17 Absatz 3 Satz 3 TV L )
8. Wie wirkt sich Teilzeit auf die Stufenlaufzeit aus?
Arbeitszeiten, die kürzer sind als die regelmäßige Wochenarbeitszeit eines Vollbeschäftigten, zählen vollständig. Teilzeit führt daher nicht zu einer längeren Stufenlaufzeit.