Inflation und Reallohnentwicklung im TV-L von 2016-2025

Zuletzt geändert am 27.11.2025

Der Reallohn zeigt, wie viel die Beschäftigten sich tatsächlich leisten können. Er setzt den Anstieg der Löhne ins Verhältnis zu den Preisen. Oder einfach gesagt: Erst wenn die Nominallöhne schneller steigen als die Inflation, bleibt am Ende des Monats wirklich mehr übrig.

1. Was misst der Reallohn?

Während der Nominallohn nur angibt, wie stark die Tabellenentgelte gestiegen sind, berücksichtigt der Reallohn die Lebenshaltungskosten.

Steigen beide Werte im gleichen Tempo, bleibt die Kaufkraft konstant. Entwickeln sich die Verbraucherpreise schneller als die Löhne, sinkt der Reallohn und damit der finanzielle Spielraum trotz Gehaltsanpassung.

2. Inflation in Deutschland 2016–2025

Alle Werte: Verbraucherpreisindex (VPI) bzw. tarifliche Tabellensteigerungen

Jahr

Inflation

TV-L-Erhöhungen

Gültig ab

2015

+0,3 %

2,1 %

01.Mär 2015

2016

+0,5 %

2,3 %, mind. 75 €

01.Mär 2016

2017

+1,8 %

2 %, mind. 75 €

01.Jan 2017

2018

+1,8 %

2,35 %

01.Jan 2018

2019

+1,4 %

3,01 %, mind. 100 €

01.Jan 2019

2020

+0,5 %

3,12 %, mind. 90 €

01.Jan 2020

2021

+3,1 %

1,29 %, mind. 50 €

01.Okt 2021

2022

+6,9 %

Nullrunde

-

2023

+5,9 %

2,8 %

01.Okt 2023

2024

+2,2 %

200 € Sockelbetrag

01.Nov 2024

2025

ca. +2,0 % ( Prognose )

5,5 %, mind. 140 €

01.Feb 2025 - 31.Okt 2025 nachwirkend

Die Tabelle zeigt deutlich: Bis 2020 verliefen Inflation und Tarifentwicklung noch relativ parallel. Ab 2021 dagegen überholten die Preise die Löhne deutlich. Besonders ins Gewicht fielen dabei das Inflationsjahr 2022 und die gleichzeitig ausbleibende TV-L-Erhöhung.

3. Reallohn im Überblick: Wie groß ist die Lücke tatsächlich?(2021–2025)

Für unsere Analyse haben wir drei typische Entgeltgruppen betrachtet:

  • Höherer Dienst: TV-L EG14 Stufe 3

  • Mittlerer Dienst: TV-L EG8 Stufe 3

  • Einfach Dienst: TV-L E3 Stufe 3

Auf Basis der Tabellenentgelte von 2016, 2020 und 2025 ergibt sich über alle Gruppen hinweg ein Lohnanstieg von durchschnittlich rund 34,5 % gerechnet als Steigerungsindex, nicht als einfache Addition.

Im gleichen Zeitraum stieg der Preisindex auf 1,2914. Das entspricht einer Teuerung von 29,14 %.

Dieser Vergleich zeigt: Zehn Jahre TV-L bringen deutliche Lohnsteigerungen, die aber nicht in allen Entgeltgruppen ausreichen, um die Preisentwicklung vollständig auszugleichen. Erst der direkte Vergleich zwischen Lohn- und Preisindex macht sichtbar, wo real Kaufkraft gewonnen oder verloren wurde.

4. Reallohnvergleich 2016–2020: Kaufkraftgewinne trotz moderater Preissteigerungen

Inflation 2016–2020: 6,14 %

Entgeltgruppe

Lohnplus

Inflation

Realer Unterschied

EG 14 Stufe 3

+13,45 %

6,14 %

+7,31 %

EG 8 Stufe 3

+15,06 %

6,14 %

+8,93 %

EG 3 Stufe 3

+17,81 %

6,14 %

+11,67 %

In dieser Phase lagen die Tabellensteigerungen klar über der Inflation. Beschäftigte konnten sich real mehr leisten als zuvor, besonders in niedrigeren Entgeltgruppen. Diese Jahre sind rückblickend die einzige Phase im betrachteten Jahrzehnt, in der die Kaufkraft im TV-L durchgängig stieg.

5. Reallohnvergleich 2021–2025: Hohe Inflation frisst Tabellensteigerungen auf

Inflation 2021–2025: 21,67 %

Reallohnentwicklung 2021–2025

Entgeltgruppe

Lohnplus

Inflation

Realer Unterschied

EG 14 Stufe 3

+14,10 %

21,67 %

–7,57 %

EG 8 Stufe 3

+16,85 %

21,67 %

–4,82 %

EG 3 Stufe 3

+18,58 %

21,67 %

–3,09 %

Die Kombination aus Energiekrise, Preisauftrieb und einer Nullrunde 2022 führte zu deutlichen Kaufkraftverlusten. Auch die kräftigen Schritte 2024 und 2025 reichen im Ergebnis nicht aus, um die hohen Inflationsjahre auszugleichen. Besonders betroffen ist die EG 14, deren Lohnentwicklung am weitesten hinter der Preissteigerung zurückfällt.

6. Reallohnvergleich 2015–2025: Ein Jahrzehnt zwischen Plus und Minus

Inflation 2015–2025: 29,14 %

Reallohnentwicklung 2015–2025

Entgeltgruppe

Lohnplus

Inflation

Realer Unterschied

EG 14 Stufe 3

+29,45 %

29,14 %

+0,31 %

EG 8 Stufe 3

+34,45 %

29,14 %

+5,31 %

EG 3 Stufe 3

+39,70 %

29,14 %

+10,56 %

Über den gesamten Zeitraum gelingt es nur den unteren Entgeltgruppen, reale Zugewinne zu erzielen. In der EG 14 entspricht die Lohnentwicklung nahezu exakt der Preisentwicklung. De facto ein Jahrzehnt ohne echten Kaufkraftaufbau. Der Abstand zwischen den Entgeltgruppen zeigt, dass Mindestbeträge und Sockelbeträge eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung von Reallöhnen spielen.

Es zeigt sich:

Je niedriger die Entgeltgruppe, desto eher gleichen Tabellensteigerungen die Inflation aus.

7. Zusammenfassung:

Seit 2021 sinkt die Kaufkraft - nur wenige Gruppen liegen im Plus

Zwischen 2016 und 2020 konnten Beschäftigte real mehr verdienen. Ab 2021 kehrt sich dieses Bild jedoch grundlegend um: Die Inflationsjahre 2021 – 2023 führen zu deutlichen Verlusten, die sich durch spätere Tarifschritte nur teilweise ausgleichen lassen.

Unterm Strich gilt:

  • EG 3 und EG 8 schaffen es über zehn Jahre hinweg in ein moderates reales Plus.

  • EG 14 schließt das Jahrzehnt nahezu unverändert ab, real bleibt kaum etwas übrig.

  • Die Jahre 2021–2025 sorgen für spürbare Kaufkraftverluste in allen Gruppen.

Wie es weitergeht, hängt wesentlich von den laufenden TV-L-Tarifverhandlungen 2025–2026 ab und davon, ob die nächsten Lohnrunden den Abstand zur Inflation wieder verringern können.

Wie erstrebenswert ist eine Position im höheren Dienst noch, wenn die Tarifverhandlungen auf diesen Gruppen nicht gesondert eingehen?